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Veröffentlichungen von flimmer: CD Phase IV, 2007

CD-Phase IV

www.pitfire.net
Was ist man doch immer wieder überrascht, was für vielfältige Bands sich doch aus dem Untergrund dieses netten Ländchens auf die Strasse bewegen. So auch das wilde flimmer-Kollektiv aus Basel. Immerhin haben sie es schon zur grossen Ehre eines Pitifre-Reviews gebracht, blieben mir aber weitgehend unbekannt. Zu meiner grossen Schande, denn das was ich hier höre, ist auf absolutem Champions League-Niveau der ganz Bekloppten.
Geboten wird hier wunderschön asozialer Noiserock mit fies-ätzenden Mathcore-Einschlägen, der sich nur zu gern in dreckigem Punk suhlt. Doch mit dieser dürftigen Beschreibung kann man dieser anspruchsvollen Suppe nur schlecht beikommen. Die Band, bestehend aus zwei Bassbedienern und einem Schlagzeuger, agiert technisch äusserst versiert, schafft aber das beeindruckende Kunststück, den ganzen Quatsch noch ziemlich hörbar zu gestalten. Nie ist das wilde Geratter zu Taschenrechnerfixiert, nie zu 'normal'. Viele der kurzen (17 Songs in 22 Minuten) Nummern sind textlos, die andern haben herrlich bösartige lyrische Ergüsse in drei Sprachen zu bieten (Englisch, Deutsch und Schweizerdeutsch). Diese sind nicht nur bösartig, sondern auch abgrundtief zynisch und ordentlich plakativ. Auch die Schweizer Bünzligkeit bekommt hier viel Liebe ab. Die Bassgitarren schaffen es ausserdem, nie zu stumpf, sondern mit elektronischer Hilfe, sehr differenziert zu Werke zu gehen und trotzdem Wände niederreissen zu können. Neben der textlichen Offenheit, tragen auch jazzige, luftigere Momente dazu bei, das Ding abwechslungsreich zu gestalten.
Wenn The Locust zusammen mit Death From Above 1979 Pogo tanzen, kann nichts Kuschliges dabei rauskommen. Darum ist das auch nicht für den Sonntagsbrunch geeignet, für die Ohren von Freunden des organisierten Raudaus aber alleweil.
Ein cooles, teilweise begeisterndes Album hat hier das Licht der Welt erblickt.
9/12
by reto

www.metalnews.de
'Schlägt Sex mit Fernsehern knapp'
Es ist doch eine Schande wenn Bands einem als Redakteur immer weniger Herausforderungen geben. Powerprog? Kennt man schon. Kammermusikcore? Machen doch mindestens ne Hand voll Bands allein schon in Landau. Gut dass wir da noch die Schweizer haben, die mir ihre Band flimmer vor den Latz knallen und mir mal wieder richtig was zu tun geben. Na dann wollen wir mal.
Rein vom Stil her, erinnert mich das Album stark an den fast gleichnamigen Song 'Flimmern' von den GOLDENEN ZITRONEN, allerdings mit deutlich mehr Anarchie und Exzentrik. So liegt die durchschnittliche Songlänge auch bei nur einer Minute, was aber immerhin zu einer okayen Anzahl von Wiederholungen der etwa zwei Sekunden langen Riffs führt. Texte gibts dann auch, allerdings nur bei 50% aller Lieder, was aber auch wieder egal ist, weil sie eh keiner versteht. Da hört man besser den beiden Bassisten Oli und Andreas zu, denn Gitarren gibts auch keine. Positiv muss man ausserdem noch anmerken, dass die Band durchaus progressive Takte beherrscht, zwischendurch ordentliche Soli spielt und es gerade im dritten Viertel auch jede Menge Klangexperimente gibt.
Allerdings ist die Halbwertzeit der Platte auch ziemlich begrenzt. Man hört sie sich halt an, und wenn man auch noch ein zweites und drittes Mal das Reinschieben riskiert, hat man in etwa die Durchschnittspielzeit einer DREAM THEATER. Aber eigentlich haben mir die beiden Mal bisher auch ziemlich gereicht. Handwerklich gibts nix zu meckern, der Chaosfaktor unterhält die komplette Spielzeit über, aber im Allgemeinen würd ich flimmer eher live vorziehen. Mal sehen was das noch wird.
Bewertung:
4 von 7
Autor: Frederik Pankalla [Fell]

http://www.ox-fanzine.de
Ox-Fanzine / Ausgabe #76
Verflucht, ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Album halten soll. Es zerreisst mich fast. Ist das jetzt Hardcore oder Noiserock, was die Schweizer Oli und Andreas am Bass, sowie David am Rhythmusinstrument da fabrizieren? Oder die Reinkarnation von beidem? Anfangs empfand ich das dargebotene, traditionell anmutende Hardcore-Geknüppel ein wenig deplatziert, da könnte man mit gutem Willen mehr draus machen. Aber beim erneuten und wiederkehrenden Hören entfaltet sich dieses fantastisch gebolzte Stilmittel, eingebettet in wirre Gitarrenriffs und krächzend schreienden Gesang zu einer fantastischen Zusammenrottung der Klischees. Da gewinnt der Ausdruck Drum&Bass eine völlig neue Bedeutung. Ein nettes Gimmick verbirgt sich im Coverartwork, denn das besteht aus einem Morsecode. (8)
Jenny Kracht

noise1